erstellt am 04.05.2023
Joey Weickel ist vor allem in der Getränkeabteilung im Einsatz.
Die Arbeit mit den Kollegen und den Kontakt zu den Kunden schätzt er sehr.
Verantwortung übernehmen, selbstständig sein: Das ist Joey Weickel sehr wichtig. In seiner WG, in der er mit fünf weiteren Menschen lebt, hat er ein eigenes Badezimmer. Um seine Wäsche und die Sauberkeit kümmert er sich ebenso wie ums Kochen: „Am liebsten Chili con Carne, schön scharf.“ Von der WG sind es nur wenige Minuten Fußweg bis zum Markt, wo für Joey Weickel an fünf Tagen pro Woche um 8 Uhr die Schicht beginnt. Neben dem Austausch mit den Kollegen schätzt er vor allem den Kontakt mit den Kunden. „Ich komme gerne mit Menschen ins Gespräch. Manchmal haben die Kunden Fragen. Dann berate ich sie. Ich habe auch schon Einkäufe zum Auto gebracht.“ Manchmal geht irgendwo im Markt etwas zu Bruch. Dann ist Joey Weickel zur Stelle: „Ich kann nicht sehen, wenn etwas herumliegt.“
Joey Weickel und Regina Hitziger sind ein wichtiger Teil des Teams im EDEKA-Kissel-SBK-Markt in Landau.
Andreas Ehrismann und seine Mitarbeiter freuen sich sehr über die jüngsten Verstärkungen. Damit sieht sich der Marktleiter in seinen persönlichen Erfahrungen zur Einstellung und Führung von inklusiven Teams und Menschen mit Behinderung bestätigt: „Wir haben schnell festgestellt, dass personelle Vielfalt die Motivation des gesamten Teams steigert. Darüber hinaus unterstützt die Vielfalt in der Belegschaft die Erschließung neuer Märkte und hilft dabei, die Wettbewerbsfähigkeit unseres Marktes zu steigern“, so Andreas Ehrismann. „Sich über Schwerbehindertenquoten und Ausgleichsabgaben den Kopf zu zerbrechen, reicht nicht. Vielmehr geht es darum, sich diesbezüglich für eine Veränderung der Unternehmenskultur einzusetzen. Es ist eine Aufgabe, sich vom defizitorientierten Denken weg zu bewegen, um zum ressourcenorientierten Denken zu kommen. Eine Aufgabe, welche wir gerne annehmen und an welcher wir täglich arbeiten.“
Die Kissel Unternehmensgruppe existiert seit 1926.
Sie vereint neben den EDEKA-Kissel-SBK-Einzelhandelsmärkten auch die kleineren Nahversorger EDEKA-Kissel-Märkte, die C&C Kissel Großhandelsmärkte, die Kissel Hausmetzgerei Pfälzer Spezialitäten GmbH & Co. KG, die Vedschi GmbH und die Kissel Bäckerei GmbH. Die ehemals von der Familie Kissel geführte Firma ist 2011 in die Dieter Kissel Stiftung übergegangen – nicht zuletzt eine Nachfolgeregelung, um die etwa 1500 Mitarbeiter
der Unternehmensgruppe zu schützen und der Verbundenheit zur Region Ausdruck zu verleihen.
Die Stiftung agiert operativ als Kopf der Unternehmensgruppe und engagiert sich ihrem Stiftungszweck gemäß mit rund 80 Spendenprojekten im Jahr.
Wie es zu der Kooperation zwischen der Lebenshilfe Südliche Weinstraße und der Kissel Unternehmensgruppe kam? „Schon vor dem Beginn der Corona-Pandemie hatte es auf Initiative von Helmut Braun, Vorstand der Dieter Kissel Stiftung, erste Gespräche gegeben. 2022 folgte ein gemeinsamer Workshop, in dem es unter anderem um die Grundlagen eines gelingenden Miteinanders von Menschen mit unterschiedlichen Voraussetzungen ging“, berichtet Nicole Bode vom Inklusionsmanagement der Südpfalzwerkstatt. „Im nächsten Schritt haben wir geprüft, für welche Mitarbeiter ein Einkaufsmarkt ein Arbeitsumfeld darstellt, das ihren individuellen Fähigkeiten und Wünschen entspricht. Gemeinsam mit den Kissel-Verantwortlichen haben wir dann geeignete Einsatzbereiche ausgelotet.“
In Praktika erprobten mehrere Mitarbeiter der Südpfalzwerkstatt in verschiedenen Märkten die mögliche neue Aufgabe. Im Januar und März 2023 wurden die ersten auf eine dauerhafte Kooperation angelegten Außenarbeitsplätze geschaffen. Im EDEKA-Kissel-SBK-Markt in Landau arbeitet neben Joey Weickel nun auch Regina Hitziger. Wie er in Offenbach, hat sie unter anderem im Werk Wörth bereits intensive Erfahrungen in den Bereichen Küche und Hauswirtschaft gesammelt. Eine weitere Station der heute 28-Jährigen war der Catering-Inklusionsbetrieb der Lebenshilfe Südliche Weinstraße.
Zu den Aufgaben von Regina Hitziger im Alltag gehören beispielsweise die Bedienung der Spülmaschine in der Kissel Bäckerei und das anschließende Einräumen des Geschirrs aus dem angegliederten Café. „Jede Schüssel hat ihren Platz, genauso jeder Teller und jede Tasse. Man muss wissen, was wohin gehört“, führt Regina Hitziger aus. Mit großer Sorgfalt stellt sie sicher, dass die Kollegen im Café wie in der Backstube alles vorfinden, was sie für ihre Arbeit benötigen.
„Die Gestaltung unseres Unternehmens als inklusiven Betrieb hat für uns einen hohen Stellenwert. Der viel diskutierte Fachkräftemangel ist auch bei uns an vielen Stellen Realität geworden. Als Unternehmen und Arbeitgeber ist es uns daher sehr wichtig, ein positives Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Hintergründen, respektiert und geschätzt werden“, betont Tobias Zuleg, Geschäftsführer der Kissel GmbH. „Indem wir uns für eine inklusive Arbeitskultur einsetzen, signalisieren wir auch potenziellen Bewerbern und unseren Kunden und Kundinnen, dass wir uns um alle unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern und eine vielfältige und inklusive Gemeinschaft unterstützen.“
Mit großer Gewissenhaftigkeit meistert Regina Hitziger ihre vielfältigen Aufgaben
in der Bäckerei.
Auch Marina Hoffmann, Vorstand der Lebenshilfe Südliche Weinstraße, freut sich sehr über die Kooperation: „Inklusion bildet den Kern unseres sozialraumorientierten Handelns. Es ist sehr wichtig, im täglichen Miteinander sichtbar zu machen, dass jeder Mensch ein gleichwertiger Teil unserer Gesellschaft ist und ein Recht auf Teilhabe in allen Lebensbereichen hat“, unterstreicht Marina Hoffmann. „Wenn sich das Bewusstsein in Unternehmen verändert und damit ihre Bereitschaft wächst, Menschen mit unterschiedlichen Voraussetzungen eine Chance zu geben, sich mit ihren persönlichen Stärken einzubringen, steht am Ende der gemeinsame Erfolg. Immer mehr Entscheidungsträger in der Region erkennen dieses enorme Potenzial. Die Zusammenarbeit mit der Kissel Unternehmensgruppe ist ein hervorragender Beleg dafür.“
Austausch: Bei regelmäßigen Besuchen klärt Nicole Bode vom Inklusionsmanagement der Südpfalzwerkstatt (im Bild links) vor Ort
aktuelle Fragen und Anliegen.
Mit regelmäßigen Besuchen stellt Nicole Bode vom Inklusionsmanagement der Südpfalzwerkstatt sicher, dass der Arbeitsalltag für alle Beteiligten möglichst optimal läuft. In Gesprächen mit den Verantwortlichen und Mitarbeitern werden aktuelle Themen und Anliegen geklärt. Zudem verschafft sich die Lebenshilfe-Mitarbeiterin Einblicke vor Ort. So auch an diesem Vormittag: Zusammen betreten sie die Backstube. Regina Hitziger schließt die Augen. „Die Brezeln duften so gut!“ Behutsam greift sie sich ein Blech und trägt es zur gegenüberliegenden Theke. Nachdem sie sich Einweghandschuhe übergestreift hat, platziert sie das knusprige Laugengebäck im Auslagekorb. Das Paar vor der Theke lächelt – und Regina Hitziger strahlt zurück.
Gleichberechtigung und Teilhabe für Menschen mit Behinderung: Dafür setzt sich die Lebenshilfe Südliche Weinstraße seit 1964 ein. Als Elternverein gegründet, hat sie sich im Laufe der Zeit zu einer leistungsstarken Organisation entwickelt, die inzwischen fast 300 Mitglieder zählt. Mit ihren vielfältigen Einrichtungen ist sie ein wichtiger Partner für Menschen mit Behinderung in der Südpfalz.
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