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Offenes Ohr und starke Stimme

Nach eigenen Vorstellungen leben, zusammen mit anderen Verantwortung im gemeinsamen Alltag übernehmen: Seit 20 Jahren wohnt ABW-Klient Andreas Wolff in einer WG in Offenbach. Ein Interview in Leichter Sprache.

erstellt am 24.02.2023

Wollen wir Sie oder du sagen?
Andreas Wolff: Wir können gerne du sagen.
Mein Name ist Andreas.
Ich bin 43 Jahre alt.

Wo wohnst du?
Andreas Wolff: Ich wohne in der Jakobstraße 47d in Offenbach.
Das Haus gehört zum Assistenz-Begleiteten Wohnen
von der Lebenshilfe Südliche Weinstraße.
Wir sagen dazu auch: ABW.

Du lebst in einer Wohn-Gemeinschaft (WG).
Wie gefällt es dir dort?
Andreas Wolff: Es gefällt mir sehr gut in der WG.
Ich habe 3 Mit-Bewohner:
Sie heißen Alessandro, Bernhard und Florian.
Wir verstehen uns super.
Oft verbringen wir zusammen Zeit im Gemeinschafts-Raum.
Jeder hat aber auch ein eigenes Zimmer als Rückzugs-Ort.

Was muss man im WG-Alltag beachten?
Andreas Wolff: Jeder hat seine Aufgaben.
Sie stehen auf einer großen Tafel im Gemeinschafts-Raum.
Dienstags und donnerstags putze ich das Bad.
Die Aufgaben wechseln alle 3 Monate.
Im April verteilen wir die Aufgaben neu.
Wir sagen dazu auch: Ämter.
Alle erledigen ihre Ämter gut.
In einer WG muss man Rücksicht auf die anderen nehmen.
Zum Beispiel wenn Besuch kommt.
Dann gibt man den Mit-Bewohnern vorher Bescheid.
Fast immer freuen wir uns über den Besuch.
Oft ist die Freundin von Alessandro da.
Dann gucken wir zusammen Wrestling im Fernsehen.
Wir fiebern mit unseren Favoriten mit.

Überall gibt es manchmal Streit.
Wie geht ihr damit um?
Andreas Wolff: Ab und zu haben wir Meinungs-Verschiedenheiten.
Die klären wir am Gruppen-Abend.
Immer mittwochs treffen sich alle Mit-Bewohner und jemand vom ABW.
Erst essen wir zusammen.
Wir wechseln uns mit dem Kochen ab.
Heute kocht Florian Kartoffel-Brei, Spinat und Fisch-Stäbchen.
Nach dem Essen sprechen wir über Dinge,
die uns stören.
Wir suchen gemeinsam nach Lösungen
und setzen sie dann um.

Kannst du mir ein Beispiel geben?
Andreas Wolff: Manchmal ist einer von uns müde.
Ein Mit-Bewohner möchte noch fernsehen.
Der Ton vom Fernseher ist laut.
Deshalb können die anderen schlecht schlafen.
Dann legen wir zusammen fest:
Nach 10 Uhr abends sehen wir nur noch in Zimmer-Laut-Stärke fern.

Wie bist du in die WG gekommen?
Andreas Wolff: Früher habe ich bei meinem Vater
in Kapellen-Drusweiler gewohnt.
Er hat mich immer auf dem Weg zur Arbeit
an meinem Arbeits-Platz in der Südpfalzwerkstatt abgesetzt.
Dort arbeite ich seit 22 Jahren.
Später bin ich in die Hauptstraße 88 in Offenbach gezogen.
Das war viel näher an meinem Arbeits-Platz.
Im Jahr 2003 war ich der erste Bewohner in der Jakobstraße 47d.
Bald sind auch Silvia, Alfred und Markus in die neue WG gezogen.
Sie haben schon in der Hauptstraße mit mir zusammen gewohnt.
Wir haben uns sehr schnell eingelebt
und hatten eine schöne Zeit.

Wie wichtig ist für dich ein selbst-bestimmtes Leben?
Andreas Wolff: Sehr wichtig.
Wie mein Leben läuft:
Das möchte ich selbst bestimmen.
Ich habe eine gesetzliche Betreuung.
Mit ihr bin ich sehr zufrieden.
Nur bei manchen Sachen brauche ich Unterstützung:
zum Beispiel bei Briefen von einem Amt.
Dann bekomme ich Hilfe.
Von Montag bis Freitag ist zu bestimmten Zeiten
einer von den 3 Haus-Betreuern vom ABW da.
Sie unterstützen uns Bewohner:
zum Beispiel bei Behörden-Gängen
oder wenn wir einen Termin beim Fach-Arzt haben.
Ob wir bei etwas Unterstützung brauchen oder nicht:
Das entscheiden wir selbst.

Gewissenhaft: Auch beim Tisch-Decken muss alles am richtigen Platz sein. Darauf achtet Andreas Wolff genau.

Du setzt dich auch für andere ein. Warum?
Andreas Wolff: Alle Menschen sollen leben können,
wie sie es sich wünschen.
Dafür setze ich mich ein.
Im Bewohner-Beirat bin ich Schrift-Führer.
Viele Menschen kennen mich.
Sie unterhalten sich gerne mit mir.
Sie wissen:
Ich habe ein offenes Ohr für sie
und kann gut zuhören.
Ich bin sehr gewissenhaft –
bei der Arbeit wie in der Freizeit.
Aber ich lache auch gerne und viel.
Mit meinem Lachen stecke ich andere oft an.

Wie fängt dein Tag an?
Andreas Wolff: Ich stehe um 7 Uhr auf.
Geduscht habe ich schon am Abend davor.
Erst ziehe ich mich in Ruhe an.
Dann nehme ich meine Tabletten.
Jeden Morgen versorge ich meine 4 Meer-Schweinchen mit frischem Futter.
Die 3 Weibchen heißen Betty, Diana und Melody.
Das Männchen heißt Findus –
wie der Kater in den Pettersson-Büchern.
Die Meer-Schweinchen sind lustig.
Ich habe viel Freude an ihnen.
Für sie schneide ich Salat, Karotten, Gurken und anderes Gemüse.
Natürlich bekommen sie auch Heu –
und Streichel-Einheiten.
Um 7:45 Uhr gehe ich zum Werk 1.
Das ist nur ein paar Schritte von der WG weg.
Ein Bus bringt mich zu meinem Arbeits-Platz im Werk 3.
Dort frühstücke ich in der Pause.

In welchem Bereich arbeitest du?
Andreas Wolff: Ich arbeite im Werk 3 im Bereich Montage und Verpackung.
Wir verpacken zum Beispiel Zubehör für Autos und für Möbel.
Außerdem montieren wir Stand-Füße für Monitore
und fertigen verschiedene Plakat-Ständer.
Die Arbeit ist vielseitig.
Ich arbeite immer genau.
Die Gruppen-Leitung ist sehr zufrieden mit mir.
Das freut mich.
Denn meine Arbeit in der Werkstatt ist mir sehr wichtig.

Zuhörer: Andreas Wolff ist der Austausch mit seinen Mit-Bewohnern wichtig. Für ihre Anliegen hat er immer ein offenes Ohr.

Was machst du besonders gerne in deiner Freizeit?
Andreas Wolff: Am liebsten lese ich Fantasy-Romane.
Viele Bücher sind sehr dick.
Sie haben mehr als 1.000 Seiten.
Vor allem die Elfen-Saga von Bernhard Hennen gefällt mir.
Und die Reihe vom eisernen Druiden.
In den Büchern kommen zum Beispiel
Fantasie-Wesen wie Trolle, Vampire und Hexen vor.
Oder nordische Götter.
Ich höre auch gerne Musik,
mal entspannt und mal fetzig.
An manchen Tagen höre ich Musik aus Kuba,
Country oder Beatrice Egli.
Und manchmal muss es eben Rammstein sein.

Andreas Wolff bewegt den Kopf schnell vor und zurück.
Wie bei einem Rock-Konzert.
Dann lacht er wieder laut.
Sein fröhliches Lachen steckt an.

Vielen Dank für das Interview!

Die Fragen hat Dennis Christmann gestellt.
Er hat auch die Fotos gemacht.

Neugierig: Andreas Wolff liest sehr gerne Fantasy-Romane.

ABW

  • ABW ist die Abkürzung für Assistenz-Begleitetes Wohnen.
  • Ziel des ABW ist es, Menschen mit Behinderung ein weitestgehend selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.
  • Begleitung, Beratung und Unterstützung erfolgen in individuell abgesprochenen Teilbereichen des Alltags.
    Ihr zeitlicher Umfang ist begrenzt.
  • Das ABW setzt ein hohes Maß an Selbsttätigkeit und Eigenständigkeit der Bewohner voraus.
  • Das ABW-Team der Lebenshilfe Südliche Weinstraße begleitet Personen, die einzeln, als Paar oder in einer anderen WG wohnen: aktuell insgesamt 46 Klientinnen und Klienten im Raum Offenbach – Landau – Annweiler.
  • Es gibt 6 eigene Wohn-Gemeinschaften, davon 4 in Offenbach und 2 in Herxheim.

Gleichberechtigung und Teilhabe für Menschen mit Behinderung: Dafür setzt sich die Lebenshilfe Südliche Weinstraße seit 1964 ein. Als Elternverein gegründet, hat sie sich im Laufe der Zeit zu einer leistungsstarken Organisation entwickelt, die inzwischen fast 300 Mitglieder zählt. Mit ihren vielfältigen Einrichtungen ist sie ein wichtiger Partner für Menschen mit Behinderung in der Südpfalz.



Adresse

Lebenshilfe Südliche Weinstraße
Jakobstraße 34
76877 Offenbach

Tel.:

06348 616-0

Fax:

06348 616-101

Mail:

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